Das Blaue Kreuz zur Gerechtigkeit Gottes in Saarmund bei Potsdam

Tagtraum im Eröffnungsmotiv des Romans `Ein Tag länger als ein Leben` (T. Aitmatov)









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Geduld und langer Atem ist auf Beutesuche in ausgedörrten Flussbetten und erkahlten Trockentälern gefragt. 
   Während sie in unstetem Lauf dem schwindelerregend verworrenen Hin und Her der flüchtigen Fährten nachspürt – hier fieberhaftes Aufscharren eines Zieselbaus, dann wieder regloses Verharren, um der winzigen Maus aufzulauern, die, sicher unter den Steinen im Bett eines ausgetrockneten, kleinen Wasserlaufs versteckt, sich nur ins Freie trauen müsste, um augenblicklich erlegt zu werden - treibt es eine hungrige Füchsin langsam, aber unaufhaltsam, von Weitem auf die Bahngleise zu, jenem schnurgeraden Damm aus scharfkantigen Steinen, der sich in der Steppe dunkelfremd abhebt und zugleich lockt wie abschreckt, auf dem donnernde Züge, mal zum einen, mal zum anderen Horizont rasend, das Land ringsum schwer erschüttern und hinter sich nur Rauch und Brandschwaden lassen, deren beizende Witterung der Wind übers Land treibt.
Zum Abend hin kauert sich die Fähe ausgehungert auf den Grund einer kleinen Mulde nahe der Telegrafenleitung, in eine struppige Insel aus hohem Spitzampfer, rollt sich zu einem rotbraun-strohgelben Knäuel zusammen und harrt zwischen den dicht mit Samen besetzten, dunkelroten Halmen geduldig des Einbruchs der Nacht. Nervös folgen die Ohren dem leisen Pfeifen des Bodenwindes im spröde raschelnden, toten Gras. Die Telegraphenleitung surrt ..